Die Hausarztpraxis in Vinn - Hyperventilation

Hyperventilation

An dieser Stelle möchte ich von einem „Krankheitsbild” erzählen, was einem als Arzt oft begegnet, den Patienten leider auch furchtbar quält, aber glücklicherweise völlig ungefährlich ist − der Hyperventilation.

Die Symptome jagen dem Patienten oft einen großen Schrecken ein: Das Gefühl von Atemnot, Engegefühl in der Brust, Kribbeln am ganzen Körper („Ameisenlaufen”), Verkrampfungen in den Händen bis hin zu Lähmungsgefühlen, Zittern, ein Taubheitsgefühl um den Mund, Kopfschmerzen, etc. Die Liste erscheint fast endlos. Von außen betrachtet fällt manchmal, aber leider nicht immer, die schnelle Atemfrequenz auf, die auch der Grund für die oben genannten Symptome ist: Durch die schnelle Atmung kommt es zur Verschiebung der Blutgase − man hat zwar das Gefühl, zu wenig Sauerstoff zu haben, aber eigentlich hat man mehr Sauerstoff, als nötig ist, was man durch die Sauerstoffmessung am Finger schnell zeigen kann − normal sind 96% Sauerstoffsättigung, bei Hyperventilationen liegt die Sättigung oft bei 99%. Das eigentliche Problem ist das zu starke Abatmen von Kohlendioxid bzw. der daraus resultierende Verlust von Kohlensäure − durch den starken Kohlensäureverlust kommt es zu elektrischen Veränderungen, welche die Nervenerregbarkeit verändern und damit zu den oben genannten Symptomen führen.

Ursache sind meistens emotionale Erregungszustände, vor allem Angst/Nervosität. Diese Angst wird aber natürlich durch das Gefühl der Atemnot noch verstärkt − ein Teufelskreis droht. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, muss man vor allem erstmal wissen, dass einen die Hyperventilation nicht gefährdet. Sie fühlt sich furchtbar an, aber selbst wenn man sich bis zur Bewusstlosigkeit hyperventilieren würde (was kaum möglich ist), würde sich durch die Bewusstlosigkeit automatisch die Atmung normalisieren (weil die Angst weg wäre) und damit die Hyperventilation sich selbst beenden.

Natürlich will man es aber nicht so weit kommen lassen. Die klassische Therapie, die auch oft in Filmen gezeigt wird, ist, dass man eine Tüte vor das Gesicht hält und für 5 Minuten in und aus dieser Tüte atmet. Da sich in der Tüte Kohlendioxid sammelt, atmet man mehr Kohlendioxid wieder ein und Kohlensäureverlust wird ausgeglichen. Erstickungsgefahr besteht bei dieser kurzen Zeit auch definitiv nicht! Wenn man dann merkt, dass die Beschwerden nachlassen, beruhigt das auch zusätzlich und hilft, aus dem Teufelskreis zu entkommen. Falls man grade keine Tüte zur Hand hat, kann man sich auch auf die Bauchatmung konzentrieren. Bei einer Hyperventilation atmen die meisten Leute nämlich „in die Brust”, indem sich die Rippen nach vorne bewegen. „In den Bauch” atmen heißt, das Zwerchfell zu benutzen − damit kann man quasi nicht hyperventilieren! Um die eigene Atmung besser wahrzunehmen, hilft es, eine Hand auf den Bauch zu legen, die beim Einatmen nach vorn geschoben wird. Ruhig dabei mitzählen, um die Atmung etwas zu verlangsamen. Damit ergibt sich auch schnell eine Besserung.

Das allerwichtigste ist aber, seine eigene Angst in den Griff zu kriegen. Erstens mit dem Wissen, dass die Hyperventilation nicht gefährlich ist, auch wenn sie sich gefährlich anfühlt, und zweitens, in dem man frühzeitig versucht, seinen Angst- und Stresslevel zu verringern, z.B. durch Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga. Wenn Sie diesbezüglich weitere Informationen wünschen, sprechen Sie mich an, dann besprechen wir, was für Sie in Frage kommt.